Kommt nach der Blüte der Sommer? Die 10 Jahreszeiten der Pflanzenbeobachtung
Obstbaumblüte adé – nun brüten die Wiedehopfe, singen die Nachtigallen und die Kirschbäume im Naturpark zeigen erste wenige Fruchtansätze. Wohin man schaut, saftiges Grün und viel zu entdecken. Die Blütezeit ist vorüber, aber macht das schon einen Sommer? Pflanzenkundliche Tipps zum Jahreszeiten erkennen - auch ohne Blick in den Kalender
Pflanzenbeobachtung verrät viel über den jahreszeitlichen Stand der Essbaren Landschaft. Hierbei schaut sich besonders ein Bereich der Klimaforschung, die Phänologie, also die Lehre der pflanzlichen Erscheinungen, die periodischen Wachstums- und Entwicklungserscheinungen von Pflanzen und Tieren an. Dabei werden Frühling, Sommer, Herbst und Winter in zehn Jahreszeiten unterteilt, die an bestimmten Zeigerpflanzen festgemacht werden.
Angefangen bei der Blüte der Haselnusssträucher im Vorfrühling über die Lindenblüte im Hochsommer bis zum Blattfall der Rosskastanie im Herbst: Jede Pflanze verrät uns etwas über die Standortbedingungen, Geschlechtsreife und die Vorgänge im Pflanzeninneren. Ein braun-schwarzer Blütenstempel bei der Kirschblüte verrät: diese Blüten haben die späten Fröste nicht überstanden. Damit sind in den kommenden Wochen auch weniger Kirschen zu erwarten.
Während Wildbienen ab 8°C aktiv werden, darf es für die Honigbienen gern etwas wärmer sein: Ihr Summen nimmt ab einer Temperatur von 12°C deutlich zu. Zur Versorgung des eigenen Nachwuchses legen die gelb gepuderten Ganzkörperbefruchter in ihrem Leben etwa 8.000 km zurück - zum Wohle der Pflanzen und des Ernteglücks!
Ähnlich emsig sind die Phänologen: Allein für den Deutschen Wetterdienst arbeiten bundesweit etwa 1.250 ehrenamtliche Pflanzenbeobachter und Pflanzenbeoachterinnen, die viermal wöchentlich und im Jahresverlauf insgesamt 168 verschiedene pflanzliche Entwicklungsstadien dokumentieren. Dabei sieht doch jeder, wann die Kirschen blühen - wozu also der Aufwand?
Klimaangepasstes Obst in Ihrer Region
Die flächendeckende und synchrone Dokumentation von Wachstum und Sexualleben der Pflanzenwelt hilft die Zusammenhänge von Klima-Entwicklung, Pollenflug und Pflanzenbau besser zu verstehen. Durch die vergleichende Pflanzenbeobachtung werden Daten zusammengetragen, die untermauern, dass: 1. die Winter kürzer und milder werden, 2. die Hasel als eine der ersten Pollenspender des Jahres immer früher zu blühen beginnt und 3. die Trockenphasen zunehmen.
Darüber hinaus sind jahreszeitliche Phäno-Daten nützlich für Pflanz- und Standortempfehlungen, was nicht zuletzt auch unter dem Gesichtspunkt der Klimaerwärmung manch vergessene und regional gut angepasste Obstsorte wieder interessant erscheinen lässt.
Die wichtigsten Zeigerpflanzen und Entwicklungsstadien, anhand derer die 10 Jahreszeiten bestimmt werden können:
Vorfrühling: Haselnussblüte
Erstfrühling: Blattentfaltung der Stachelbeere
Vollfrühling: Apfelblüte
Frühsommer: Holunderblüte
Hochsommer: Lindenblüte
Spätsommer: Fruchtreife von Frühapfel und Vogelbeere
Frühherbst: Fruchtreife des Holunders
Vollherbst: Fruchtreife der Rosskastanie
Spätherbst: Blattverfärbung der Rosskastanie
Vegetationsruhe: Blattfall spätreifender Apfelsorten
Welche Pflanzen sprießen zur Zeit in Ihrer Region?
Passend zur Erntezeit für Holunderblüten, teilen wir hier ein Rezept für schmackhaftes Gelee:
Holunderblüten Gelee:
Für 5 Gläser benötigen Sie:
- 12 Dolden Holunderblüten
- 500 ml Wasser
- 1 Bio Orange
- 1 Bio Zitrone
- 500 g Gelierzucker
- Pflücken Sie 12 Holunderblütendolden, suchen Sie sie nach Insekten ab, geben die abgezupften Blüten in eine Schüssel und fügen 500 ml Wasser hinzu.
- Geriebene Orangen- und Zitronenschalen sowie den ausgepressten Saft addieren, abdecken und die Mixtur einen Tag im Kühlschrank ziehen lassen.
- Nach 12-24 Stunden ein Sieb mit einem Passiertuch auskleiden und Schüsselinhalt in einen Kochtopf geben. Tuch anschließend kräftig ausdrücken (Aroma!).
- Nun den Gelierzucker in den Topf geben und unter Rühren zum Kochen bringen.
- Nach 5 Minuten Blubbern und Andicken die heiße Geleemasse in die Gläser geben, gut verschließen, abkühlen lassen und genießen.
Voila!
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Kerngehäuse e.V.
Zum Autor des Gastbeitrags:
Jörg Kösters ist Projektmitarbeiter der Kompetenzstelle Streuobst im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. Für mineralquellen.de schreibt er regelmäßig Beiträge zu aktuellen Streuobstthemen, die sich mit den vielfältigen Aktivitäten des Kerngehäuse e.V., unserem Kooperationspartner im Süden Brandenburgs, verbinden. Weitere Informationen unter www.essbarer-naturpark.de.
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