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Saisonauftakt mit Obstbaumschnitt

Der Schnee schmilzt, die Temperaturen springen ins Plus, das Pflanzenwachstum ruht: ein guter Zeitpunkt um Obstbäume zu schneiden. Nur, warum schneiden wir Obstbäume überhaupt?

Nähern wir uns aus der Vogelperspektive. Vielleicht schauen auch Sie manchmal auf Satellitenbilder und bestaunen das pittoreske Nebeneinander von mehr oder weniger grünen Parzellen, aus der sich die Kulturlandschaft zusammensetzt. Hinter dieser faszinierenden Optik verbirgt sich die fortlaufende Geschichte menschlicher Urbarmachung von einstmals wilder Natur.

Was für die Landschaft gilt, findet sich auch in unseren Nahrungsmitteln wieder, also in den Pflanzen und Tieren, die wir manchmal mehr, manchmal weniger bedacht auf unsere Teller drapieren. Namen wie Rindfleischtomate, Blaue Kartoffel oder Danziger Kantapfel stehen für die erstaunliche Geschichte der Erhaltung und Kultivierung von Nutzpflanzen, zu der auch die Kulturtechnik des Obstbaumschnitts zählt.

Während Maulbeere, Schlehe oder Wildapfel recht selbstständig gedeihen und sich gut von allein vermehren, brauchen wir für das Klonen und den Kronenaufbau von Kulturobst besondere Scheren, Sägen und Messer. Veredlung heißt das Zauberwort für die sortenechte Vermehrung. Der Baumschnitt wiederum sorgt für eine optimale Belüftung, Belichtung und Statik der Krone.

Durch den gezielten Obstbaumschnitt und die Erziehung weinglasförmiger, regelmäßig angeordneter Leitäste und einer mittig verlaufenden Stammverlängerung lassen sich Baumgesundheit und Fruchtertrag soweit fördern, dass auch bei starkem Wind und in üppigen Erntejahren nichts abbricht. Erst dann können Obstbäume richtig alt und Teil eines Ökosystems mit seltenen Tieren und Pflanzen werden.

Besonders bei älteren Bäumen lässt sich nach einem gekonnten Schnitt beobachten, wie durch den verbesserten Lichteinfall, in den unteren Etagen nach und nach wieder schmackhafte, zum Greifen nahe Früchte gedeihen.

Sind auch Sie interessiert, sich mit diesem faszinierenden Handwerk näher auseinanderzusetzen und die Landschaft von Morgen aktiv mitzugestalten?

Bundesweit bieten viele Vereine und Streuobstenthusiasten Seminare und Weiterbildungen an, um sich an der frischen Luft mit den natürlichen Wuchsgesetzen von Apfel, Birne und Co. eingehender zu beschäftigen.

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Kerngehäuse e.V.  

Zum Autor des Gastbeitrags:

Jörg Kösters ist Projektmitarbeiter der Kompetenzstelle Streuobst im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. Für mineralquellen.de schreibt er regelmäßig Beiträge zu aktuellen Streuobstthemen, die sich mit den vielfältigen Aktivitäten des Kerngehäuse e.V., unserem Kooperationspartner im Süden Brandenburgs, verbinden. Weitere Informationen unter www.essbarer-naturpark.de.