Tag der Artenvielfalt auf der Streuobstwiese
Arten-Experten und Expertinnen haben zum internationalen Tag der Artenvielfalt die Streuobstwiesen im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft untersucht – und Spannendes herausgefunden
Der internationale Tag der Artenvielfalt wurde eingeführt, um auf den Artenreichtum der Tier- und Pflanzenwelt aufmerksam zu machen. In diesem Jahr stand der Tag ganz im Zeichen der Streuobstwiese. Denn diese naturnahe und artenfreundliche Anbaumethode von Obst ist nicht nur prägend für die Kulturlandschaft in unserer Region. Auch ist die Landschaftsform Streuobstwiese im Jahr 2021 durch die Unesco zum immateriellen Kulturerbe ernannt wurde – ein besonderer Anlass, um im Naturpark das Jahr 2022 der Streuobstwiese zu widmen.
Am Samstag den 21.05.2022 fiel um 14 Uhr der Startschuss und die etwa 30 Arten-Experten und Expertinnen aus Brandenburg und Sachsen hatten 24 Stunden Zeit, zu untersuchen und zu bestimmen, was ihnen in die Finger kam. Die Fachleute sind hochspezialisiert auf verschiedene Artengruppen, wie Tag- oder Nachtfalter, Fledermäuse, Vögel, Rüsselkäfer, Spinnmilden, Flechten oder Moose.
Aufteilung:
In Arbeitsgruppen sind sie auf die festgelegten Untersuchungsgebiete ausgeschwärmt und haben Streuobstwiesen in verschiedensten Zuständen untersucht, von Flächen mit regelmäßiger Pflege bis hin zu verwilderten Flächen, solche mit regelmäßiger Bewirtschaftung und solchen, die seit vielen Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet wurden.
Foto: AG Flechten und Moose
Überrascht hat, dass es auf allen Streuobstwiesentypen eine vergleichbar hohe Artenvielfalt gab, die sich jedoch in der Zusammensetzung sehr unterschieden hat. Das gute Ergebnis ist auf die sich abwechselnden kleinräumigen Landschaftstypen der Region zurückzuführen, die unterschiedlichste Elemente beinhalten - Ackerland, Grünland, Wald, Heidelandschaft und Teiche. So können besonders viele Arten ihre ökologische Nische finden und besonders profitieren Arten, die verschiedene Typen von Landschaften in unmittelbarer Nähe brauchen, wie die Wildbienen.
Doch die reine Anzahl der Arten ist nicht alles, es kommt auch auf die Zusammensetzung an. Schöne Überraschungen gab es mit der Entdeckung des Zwergschnäppers, einem sehr seltenen und streng geschützten Singvogel. Die Botaniker und Botanikerinnen haben sich besonders über die Kümmel-Silge gefreut, eine ebenfalls streng geschützte Art aus der Familie der Doldenblütler, die nur noch zerstreut in Mitteldeutschland vorkommt. Amphibien werden üblicherweise nicht auf Streuobstwiesen erwartet – doch dank dem angrenzenden Teich einer Fläche, konnten die Profis eine seltene Rotbauchunke ausfindig machen, ein Froschlurch mit auffälliger orangener Scheckenzeichnung.
Im Bereich der Botanik wurde außerdem festgestellt, dass vermehrt Pflanzen, die auf Trockenheit hinweisen, vorgefunden werden. Auch wurden einige Arten aus dem südlichen Europa entdeckt, wie die Italienische Schönschrecke, die vor wenigen Jahren erstmals in Deutschland festgestellt wurde. Durch die milderen Winter schaffen es diese Arten immer mehr die Alpen zu überqueren, was eine weitere Veränderung der Artenzusammensetzung erwarten lässt.
Eine gute Nachricht ist, dass der Wiedehopf wieder als typische Vogelart der Streuobstwiese bestätigt wurde, nachdem er viele Jahre bedroht gewesen ist.
Flechten
Ein besonderes Paradies sind die alten Kirschbäume der historischen Kirschenregion Hohenleipisch für die Fachleute für Flechten, denn in der knorrigen Borke wurde eine Vielzahl von Arten entdeckt. Flechten sind die krustig aussehenden Beläge auf Felsen und auf Bäumen, die weißgraue, gelbe, orangene und verschiedenste Grüntöne aufweisen. Zu Unrecht werden sie oft für Schädlinge an Bäumen gehalten, doch im Gegenteil. Sie sind ein Zeichen dafür, dass sich die Luftqualität in den letzten Jahrzehnten weitaus verbessert hat. Denn in Zeiten ohne Regulierung von Industrieabgasen und mit Saurem Regen, waren sie selten geworden. Darum sind sie für viele Menschen noch ein ungewohnter Anblick, den wir der Weiterentwicklung der Umwelttechnologie und strengeren Regulierungen zu verdanken haben.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Kerngehäuse e.V.
Zur Autorin des Gastbeitrags:
Ani Galustian ist Projektmitarbeiterin der Kompetenzstelle Streuobst im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. Beruflich und privat beschäftigt sie sich gerne mit Themen rund um Natur, Garten und Selbermachen. Mit unserem Kooperationspartner Kerngehäuse e.V. teilt sie die Begeisterung für das Thema Streuobstwiesen mit allem was dazu gehört. Der Kerngehäuse e.V. setzt sich im Süden Brandenburgs mit vielfältigen Aktivitäten für die Erhaltung und Förderung von Streuobstwiesen ein. Weitere Informationen unter essbarer-naturpark.de.
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