Ein altes Handwerk mit neuem Schwung
Die Saison im Garten ist längst in vollem Gange. Alles gedeiht und sprießt dank guter Pflege. Aber nicht nur das Unkraut wächst, sondern auch das Gras auf der Wiese. Es muss gemäht werden.
Rasenmäher kaputt – achje, was machen wir denn nun? Motorsense – nein, unhandlich und stinkend laut. Rasentrimmer - na wie immer – Akku leer! Moment, da gab es doch noch – ja die Sense vom Großvater! Bloß wo ist sie nur, bestimmt im Schuppen zwischen all den verstaubten Gerätschaften. Gesucht, gefunden und ein Schleifstein gleich zu Hand, dann kann es nun endlich losgehen! Frisch ans Werk und ausprobiert, denn Übung macht bekanntlich den Meister. Nach ein paar Schnitten, mehr schlecht als recht, liegt das Gras darnieder. Es stehen noch Büschel hier und da. Der Rücken tut auch weh. Irgendwie ist es wohl dann doch nicht so das Richtige mit der Sense.
Nicht verzagen, denn das Mähen mit der Sense ist nicht nur etwas für Nostalgiker und Nostalgikerinnen sondern für alle enthusiastischen Menschen, die das althergebrachte Handwerk erlernen möchten. Mit fachkundiger Hilfe kann man, zum Beispiel bei einem Sensenkurs im Pomologischen Schau- und Lehrgarten in Döllingen, das Mähen mit der Hand erlernen oder sein Können unter fachlicher Anleitung verbessern.
Beim letzten Sensenkurs gab ein erfahrener Mäher sein Wissen an Handwerkbegeisterte, Macher und Macherinnen und fleißige Naturliebende, Freizeit- und Hobbylandwirte und Hobbylandwirtinnen weiter. Es gestaltet sich nicht immer einfach, das Gras für die lieben Haustiere zu mähen, besonders dann, wenn das Handwerkszeug dazu nicht scharf, passend oder gar unhandlich ist. Abhilfe wurde geschafft. Die selbst mitgebrachte Sense wurde vom Experten in Augenschein genommen und angepasst, sofern es möglich war. Dazu gehörte das Prüfen der Schärfe, also Schnittfähigkeit und Schnitthaltigkeit des Sensenblattes.
Wie ist der Riefen und der Dangl beschaffen? Wie ist das Sensenblatt am Sensenbaum befestigt und passt die Länge des Sensenbaumes überhaupt zu dem Besitzenden?
Dazu wurden einige Sensenschwünge durch höheres Gras gemacht unter den geschulten Augen des erfahrenen Mähers. Im Resümee konnte dem ein oder anderen Interessenten und Interessentinnen geholfen werden, mit seinem eigenen Werkzeug gut umzugehen oder eben durch das Ausprobieren der verschiedenen Modelle das passende Handwerkszeug zu finden.
Damit das Sensen auch Vergnügen sein kann, muss das Handwerkszeug passen und auch leistungsstark sein. Eine gut eingestellte Sense setzt die Kräfte des eigenen Körpers auf spürbar angenehme Art in ein tolles Ergebnis um. Mit kleinen Kniffen wird das Mähen erleichtert und stellt keine kräfteraubende und schweißtreibende Angelegenheit mehr dar. Wie Herr B. Lehnert in seinem Buch beschreibt, kann es auch „Mährobic in der Natur“ sein.
Das sogenannte „Dengeln“ ist das Schärfverfahren für Sensen und Sicheln. Dieses ist auch ein Handwerk, was wohl gelernt sein mag. Es bedarf etwas handwerkliches Geschick und die Beachtung ein paar grundlegender Dinge, die dünne, scharfe Schneide der Sense oder Sichel durch Dengeln zu erhalten, zu verbessern oder neu herzustellen. Für das Dengeln braucht man einen speziellen Dengelamboss und einen Dengelhammer. Das Metall der Sense wird entlang der Schneide durch Hämmern zu einer dünnen, scharfen Schneide ausgetrieben. Mit jedem Schlag zieht sich das Metall ein klein wenig aus und verjüngt sich zur Schneide hin. Durch das Hämmern wird der Stahl verdichtet und die Schneide wird beim Dengeln gehärtet, sodass eine längere Standzeit der Schärfe erzielt wird. Was dabei erzielt wird, nennt man Dangl. Ein guter Dangl bildet die Voraussetzung für ein leichtes Schärfen mit dem Wetzstein. Die Güte des Dangls ist entscheidend für den Kraftaufwand und die Leistung beim Mähen. Je nach Geschicklichkeit, Erfahrung des Denglers und Abnutzung der Schneide sowie der Härte des Stahls braucht das Dengeln 10 bis 60 Minuten.
Von Wichtigkeit ist die Größe des Sensenbaumes für die mähende Person und ob diese rechts- oder linkshändig sind. Die Größe ermittelt sich durch die eigene Körpergröße, von der man 25cm abrechnet. Also bei einem 175 cm großen Menschen muss die Baumlänge 150 cm betragen. Beim Kauf kann man den Sensenbaum aufrecht vor sich auf den Boden stellen. Der obere Griff sollte dann etwa in Höhe des Kehlkopfes stehen. Der ideale Griffabstand sollte so groß sein, wie der Abstand der Achselhöhle bis zum mittleren Fingerglied des Mittelfingers der rechten Hand. Also legen Sie die Sense mit dem oberen Griff in Ihre rechte Achselhöhle und versuchen Sie den Griff mit gestrecktem rechten Arm locker zu umfassen. Wenn das möglich ist, ist der Sensenbaum oder die Einstellung der Griffe passend. Nur bei Metallsensenbäumen kann der mittlere Griff verschoben werden. Bei Holzsensenbäumen im Handel kann der Griff durch verschiedene Lochabstände im Baum verändert werden.
Aufrechtstehend und mit wenig Kraftaufwand kann es nun losgehen mit der richtig eingestellten Sense. Natürlich ist Übung schon gefragt. Man stellt sich zur Mahd, sodass vom stehenden Aufwuchs weggemäht wird. Bequeme Spreizstellung der Beine und leicht gebeugte Knie sind von Vorteil. Ein wenig nach vorne neigen und den rechten Fuß etwa eine Fußlänge nach vorne nehmen, begünstigen den Mähschwung. Das Sensenblatt liegt waagerecht auf dem Boden und die Spitze des Sensenblattes steht in Höhe des rechten Fußes. Mit gleichmäßigem Schwung von rechts nach links wird die Sense durch das Gras gezogen. Eine Drehung aus der Hüfte heraus, die von der rechten Körperseite ausgeht, beschreibt die Mähbewegung. Dabei werden die Arme während der Mähbewegung nicht bewegt, sondern vollführen in ruhiger Haltung die Drehung des Oberkörpers mit. Immer wiederkehrende Drehbewegung des Oberkörpers und das Beugen und Strecken des rechten Standbeins prägen das Mähen mit der Sense. Schritt für Schritt arbeitet sich die Mähenden vorwärts und bewegen die Sense gleitend über den Boden von rechts nach links.
Erklärungen/Abbildungen aus dem Buch „Einfach mähen mit der Sense“, Bernhard Lehnert
Viel Theorie ist nun gelesen worden, nun heißt es: Ran ans Werk! Versuchen Sie es!
Wenn Sie Hilfe benötigen, dann kommen Sie uns gern zu einem unserer Sensenkurse im Pomologischen Schau- und Lehrgarten in Döllingen besuchen. Wir freuen uns, Sie begrüßen zu dürfen.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Kerngehäuse e.V.
Zur Autorin des Gastbeitrags:
Jana Reichel ist Projektmitarbeiterin der Kompetenzstelle Streuobst im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. Für mineralquellen.de schreibt sie regelmäßig Beiträge zu Streuobstthemen und den vielfältigen Aktivitäten des Kerngehäuse e.V.. Unser Kooperationspartner setzt sich mit vielfältigen Aktivitäten für die Erhaltung und Förderung von Streuobstwiesen ein. Weitere Informationen unter essbarer-naturpark.de.
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